Auf der Suche nach Arbeit und Freizeit

Auf der Suche nach Arbeit und Freizeit

Es gibt eine Zeit für die Arbeit. Und es gibt eine Zeit für die Liebe. Mehr Zeit hat man nicht. ~Coco Chanel

Einleitung

Freizeit und Arbeit – zwei Begriffe, die scheinbar klar zu trennen sind. Doch wenn wir genauer hinschauen, verschwimmt diese Grenze. Ist Freizeit lediglich die Zeit, in der wir nichts tun (müssen)? Und ist Arbeit immer etwas, das wir ausschließlich machen, weil wir es sollen oder müssen? Über diese Frage denke ich in lezter Zeit oft nach. In diesem Blogpost möchte ich meine Gedanken dazu teilen und mit ein paar Definitionen jonglieren, um am Ende vielleicht zu einem persönlichen Fazit zu gelangen.

Was ist Freizeit?

Ein Blick ins Oxford Dictionary verrät uns, dass Freizeit die Zeit ist, in der man nicht zu arbeiten braucht und über die man frei verfügen kann. Eine andere Definition (in Anlehnung an Wikipedia) sagt:

Freizeit ist der Zeitraum außerhalb der Arbeitszeit, über den eine Person selbstbestimmt verfügen kann.

Klingt zunächst einfach, birgt aber direkt Probleme:

  1. „Frei verfügen“ – Bedeutet das, dass man wirklich völlig frei entscheidet? Was ist, wenn die Partnerin oder der Partner bereits Pläne gemacht hat? Ist das dann noch „freie“ Zeit?
  2. „Außerhalb der Arbeitszeit“ – Was ist mit Studierenden, Selbstständigen oder anderen, die keine klar geregelten Arbeitszeiten haben? Und wo fängt Arbeit an, wo hört sie auf?

Diese Fragen zeigen: So einfach lässt sich Freizeit nicht definieren.

Was ist Arbeit?

Vielleicht betrachten wir die Frage mal von der anderen Seite; auch hier scheint es klar: Arbeit bedeutet, etwas zu leisten oder zu verrichten. Das klingt streng nach Pflicht. Aber was, wenn wir unsere Arbeit lieben? Was, wenn wir uns unsere Zeit so einteilen können, wie wir möchten, und in dieser Tätigkeit völlig aufgehen? Ist das dann noch Arbeit – oder schon Freizeit?

Zwischen allen Stühlen

Warum erzähle ich das alles? Weil genau hier mein persönlicher Konflikt zwischen Arbeit und Freizeit spürbar wird.

Ich bin Student und arbeite als Übungsleiter, engagiere mich in der Studierendenvertretung und kümmere mich dort um die IT. Außerdem arbeite ich nebenbei als Systemadministrator und bon dort verantwortlich für die IT eines mittleren Betriebs.

Baustelle

Als Ausgleich zum ganzen vorm Bildschirm sitzen versuche ich mich auch immer wieder an handwerklichen Tätigkeiten, so habe ich zum Beispiel den vergangen Sommer unsere Scheune entkernt und saniert oder sitze auch mal von Zeit zu Zeit aufm Traktor vom Nachbar und fahre Getreide.

Baustelle

Ich liebe es zu backen und zu kochen - auch gerne mal ganz rustikal - und versuche, dafür immer genügend Zeit zu finden.

Baustelle

Besonders Spaß macht es mir auch Veranstaltungen zu organisieren – ob Uni-Partys oder Dorffeste.

Ich springe also ständig zwischen Aufgaben, die mal nach klassischer Arbeit aussehen, mal nach Freizeit – doch die eindeutige Trennlinie zwischen beidem fehlt. Genau das macht es so schwierig zu sagen, wo Arbeit endet und wo Freizeit beginnt.

Warum diese Frage wichtig ist

Wozu überhaupt diese Unterscheidung? Viele betonen die Work-Life-Balance. Zu viel Arbeit ist ungesund. Aber wenn ich nie so genau sagen kann, ob ich gerade arbeite oder meine Freizeit genieße, laufe ich Gefahr, entweder immer oder nie zu arbeiten. Beides klingt nicht sonderlich erstrebenswert.

Homer Simpson Gif

Vielleicht sagt es Homer Simpson am besten: “Und wie viel kostet das Gratiswochenende?”

Übertragen heißt das:

Wie viel Arbeit kostet mich meine Freizeit?

Egal, ob wir etwas Arbeit oder Freizeit nennen: Es kostet Zeit, Kraft und ist nicht einfach bloßes Nichtstun.

Wer seine Leidenschaft zum Beruf macht …

… hat oft das Problem, nicht mehr aufhören zu können. Wenn unsere Arbeit gleichzeitig unser größtes Hobby ist, wo bleibt dann Raum fürs pure „Nichts-Tun“? Oder besser gefragt: Brauchen wir dieses Nichts-Tun überhaupt?

Für viele ist es die Erfüllung, den ganzen Tag etwas zu schaffen, zu erschaffen, sich zu engagieren – solange es nicht zum Burnout führt. Doch die Gefahr ist real: Wenn Leidenschaft und Beruf identisch sind, geht die Grenze zwischen Verpflichtung und Vergnügen verloren. Und genau hier drängt sich die Frage auf, warum Arbeit unbedingt „scheiße“ sein muss. Vielleicht sollte sie das gar nicht. Vielleicht ist es ein alter Mythos, dass Arbeit immer Stress und Mühsal sein muss.

Fazit: Eine neue Balance suchen

Letztlich scheint die klassische Definition von Freizeit – Zeit, in der man nichts tut oder in der man frei ist – zu kurz gegriffen. Wer sich in seinen Tätigkeiten auslebt, tut etwas, das sich zwar wie Arbeit anhört, sich aber mitunter wie Freizeit anfühlt. Deshalb könnte man sagen: Freizeit ist nicht zwingend das Gegenteil von Arbeit. Sie ist das Gegenteil von müssen. Solange wir etwas tun, weil wir es wollen und gerne tun, fühlt es sich nach Freizeit an. Sobald es uns aufgezwungen wird oder wir uns gezwungen fühlen, ist es eher Arbeit – selbst wenn wir grundsätzlich Freude daran haben.

Die Kunst besteht wohl darin, sich dieser feinen Grenze bewusst zu sein und auf sich selbst aufzupassen. Denn nur weil etwas Spaß macht, heißt das nicht, dass es uns nicht irgendwann überlastet. Und nur weil es keine starren Vorgaben gibt, heißt das nicht, dass wir völlig frei sind. Es lohnt sich also, immer wieder innezuhalten, sich zu fragen: „Macht mir das gerade Freude oder nur noch Stress?“ Und dann, je nach Antwort, entsprechend zu handeln.

Nichts Tun

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Arbeiten und bei eurer ganz persönlichen Definition von Freizeit – möge sie nicht Arbeit sein, sondern euch Erfüllung, Ausgleich und vor allem genug Zeit zum Atmen verschaffen.